Die Nacht holt heimlich
Rainer Maria Rilke (1875-1926)
Die Nacht holt heimlich
DIE NACHT holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergessnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.
Da wächst die Seele mir, bis sie in Scherben
den Alltag sprengt; sie wird so wunderweit:
An ihren morgenroten Molen sterben
die ersten Wellen der Unendlichkeit.Night filters through...
Night filters through the curtain’s folds
forgotten sunshine from your hair.
To be at rest, and well, and hold
your hands: that is my one desire.
My soul grows wonderfully wide
to blast the commonplace aside.
On its dawn-reddened seawalls die
the first waves of infinity.Translation: Copyright © Timothy Adès