Butterfly in the Wine
Falter im Wein
Hermann Hesse (1877-1962)
Falter im Wein
In meinen Becher mit Wein ist ein Falter geflogen,
Trunken ergibt er sich seinem süssen Verderben,
Rudert erlahmend im Naß und ist willig zu sterben;
Endlich hat ihn mein Finger herausgezogen.
So ist mein Herz, von deinen Augen verblendet,
Selig im duftenden Becher der Liebe versunken,
Willig zu sterben, vom Wein deines Zaubers betrunken,
Wenn nicht ein Wink deiner Hand mein Schicksal vollendet.
Butterfly in the Wine
Into my wine-glass a butterfly flew.
Dazed, he submits to the sweet by-and-by,
Flailing, and failing, and willing to die;
Whom from his doom on my finger I drew.
You with your bright eyes bedazzled my seeing,
Deep in love’s nectar-bowl blissfully sunken,
Willingly doomed, with your wine-magic drunken,
Had not your hand set the seal on my being.
Translation: Copyright © Timothy Adès
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Love-song
Liebeslied
Hermann Hesse (1877-1962)
Liebeslied
Betty, schöne Kellnerin,
Lach nicht so gemein!
Du sollst meine Königin
Und mein Engel sein.
Ach, du weisst nicht, wie ich litt,
Als mit Worten und mit Gesten
Du mir ferneren Kredit
Weigertest vor allen Gästen!
Wenn du heut nicht reagierst,
Ja dich strenger zeigst und kälter,
Wisse, dass du dann verlierst
Deinen Freund und deine Gelder!
Love-song
Betty pretty bar-girl
Oh your laugh is mean
You should be my angel
You should be my queen.
You were hurtful heedless
Waved your arms and said it
Heard by all the regulars
You cut off my credit.
If you’re stern and frozen
If you don’t relent
You are going to lose one
Friend and every cent.
Translation: Copyright © Timothy Adès
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To a Chinese Singing-Woman
An eine chinesische Sängerin
Hermann Hesse (1877-1962)
An eine chinesische Sängerin
Auf dem stillen Flusse sind wir am Abend gefahren,
Rosig stand und beglänzt der Akazienbaum,
Rosig strahlten die Wolken. Ich aver sah sie kaum,
Sah nur die Pflaumenblüte in deinen Haaren.
Lächelnd saßest du vorn im geschmückten Boote,
Hieltest die Laute in der geübten Hand,
Sangest das Lied vom heiligen Vaterland,
Während in deinen Augen die Jugend lohte.
Schweigend stand ich am Mast und wünschte mir, ohne Ende
Dieser glühenden Augen Sklave zu sein,
Ewig dem Liede zu lauschen in seliger Pein
Und dem beglückenden Spiel deiner blumenhaft zarten Hände
To a Chinese Singing-Woman
We went at evening on the quiet river.
Rosy-pink glittered the acacia-tree,
Rosy-pink shone the clouds. But not for me:
I saw just your hair, and in it the damson-flower.
Smiling you sat at the prow of our boat adorned,
Holding the lute in your proficient hand,
Singing a song of your happy motherland,
While youth in your bright eyes burned.
Silent I stood at the mast, and wished for ever
I could be the slave of your glowing glance,
Hark to the song in ecstatic pain for ever,
And the entrancing play of those petals, your hands.
Translation: Copyright © Timothy Adès
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Sometimes
Manchmal
Hermann Hesse (1877-1962)
Manchmal
Manchmal, wenn ein Vogel ruft
oder ein Wind geht in den Zweigen
oder ein Hund bellt im fernsten Gehöft,
dann muss ich lange lauschen und schweigen.
Meine Seele flieht zurück,
bis wo vor tausend vergessenen Jahren
der Vogel und der wehende Wind
mir ähnlich und meine Brüder waren.
Meine Seele wird Baum
und ein Tier und ein Wolkenweben.
Verwandelt und fremd kehrt sie zurück
und fragt mich. Wie soll ich Antwort geben?
Sometimes
Sometimes to a singing bird
Or a dog far away barking
Or to wind in treetops heard,
I must listen long, unspeaking.
And then my soul flees
Back a thousand forgotten years
When the bird and sighing breeze
Were mes semblables, mes frères.
My soul becomes a tree,
An animal, cloud in sky:
Transformed, it returns to me,
Questions me. How to reply?
Translation: Copyright © Timothy Adès
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Happiness
Glück
Hermann Hesse (1877-1962)
Glück
Solang du nach dem Glücke jagst,
Bist du nicht reif zum Glücklichsein,
Und wäre alles Liebste dein.
Solang du um Verlornes klagst
Und Ziele hast und rastlos bist,
Weißt Du noch nicht, was Friede ist.
Erst wenn du jedem Wunsch entsagst,
Nicht Ziel mehr noch Begehren kennst,
Das Glück nicht mehr mit Namen nennst,
Dann reicht dir des Geschehens Flut
Nicht mehr ans Herz, und deine Seele ruht.
Happiness
Whilst you to happiness aspire,
You are not ripe for happiness,
Though you be sated with largess.
So long as you some loss deplore,
Have aims and hoard anxieties,
You have as yet no grasp of Peace.
Only renouncing all desire,
Having no craving and no aim,
Not speaking happiness’s name,
Then life’s flood-tide can fright your breast
No longer, and your soul’s at rest.
Translation: Copyright © Timothy Adès
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Childhood
Kindheit
Hermann Hesse (1877-1962)
Kindheit
Du bist, mein fernes Tal,
Verzaubert und versunken.
Oft hast du mir in Not und Qual
Empor aus deinem Schattenland gewunken
Und deine Mädchenaugen aufgetan,
Daß ich entzückt in kurzem Wahn
Mich ganz zu dir zurück verlor.
O dunkles Tor,
O dunkle Todesstunde,
Komm du heran, daß ich gesunde
Und daß aus dieses Lebens Leere
Ich heim zu meinen Träumen kehre!
Childhood
My distant dale,
Bewitched, immersed,
Often in pain and need
You beckoned, raised me from your shade.
Your girlish eyes were wide
And lured me in brief escapade
And back to you I strayed.
Dark hour of death, dark gate,
Restore my state,
Come, make me whole:
From this life void and vain
Return me to my dreams again!
Translation: Copyright © Timothy Adès
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Soirée
Soirée
Hermann Hesse (1877-1962)
Soirée
Man hatte mich eingeladen,
Ich wußte nicht warum;
Viel Herren mit schmalen Waden
Standen im Saal herum.
Es waren Herren von Namen
Und von gewaltigem Ruf,
Von denen der eine Dramen,
Der andre Romane schuf.
Sie wußten sich flott zu betragen
Und machten ein groß Geschrei.
Da schämte ich mich zu sagen,
Daß ich auch ein Dichter sei.
Soirée
I didn’t have an i-dee
Of why I was a guest:
A lot of rather weedy
Gents in the room were pressed.
And some of them were famous,
Some were of special note,
And some of them wrote dramas,
And others novels wrote.
They all knew self-promotion,
Made quite a hullabaloo:
I was ashamed to mention
That I’m a poet too.
Translation: Copyright © Timothy Adès
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Spring
Frühling
Hermann Hesse (1877-1962)
Frühling
In dämmrigen Grüften
Träumte ich lang
Von deinen Bäumen und blauen Lüften,
Von deinem Duft und Vogelsang.
Nun liegst du erschlossen
In Gleiß und Zier
Von Licht übergossen
Wie ein Wunder vor mir.
Du kennst mich wieder,
Du lockest mich zart
Es zittert durch all meine Glieder
Deine selige Gegenwart.
Spring
In shadowy cellars
I have dreamed long
Of your blue skies, trees,
Scented breeze,
Birdsong.
Now all-revealing,
Adorned, awoken,
Sun-flooded, wondrous,
You know me, you beckon,
Softly appealing.
Bringer of healing,
My frame is shaken.
Translation: Copyright © Timothy Adès
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Rainy Days
Regentage
Hermann Hesse (1877-1962)
Regentage
Der scheue Blick an allen Enden
Stößt sich an grauen Wänden,
Und "Sonne" ist nur noch ein leeres Wort.
Die Bäume stehn und frieren naß und nackt,
Die Frauen gehn in Mäntel eingepackt,
Und Regen rauscht unendlich fort und fort.
Einst als ich noch ein Knabe war,
Da stand der Himmel immer blau und klar
Und alle Wolken waren goldgerändert;
Nun seit ich älter bin,
Ist aller Glanz dahin,
Der Regen rauscht, die Welt hat sich verändert.
Rainy Days
The pensive glance turns every way
Only to meet with walls of grey,
And ‘Sun’ is nothing but an empty word.
The trees stand cold and wet and bare,
The women wear an extra layer,
It’s raining and it goes on raining hard.
In days when I was still a child
The sky was always blue and mild
And all the clouds were edged with golden flame.
Now I’m full-grown,
The glory’s gone,
It’s raining hard, the world is not the same.
Translation: Copyright © Timothy Adès
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The Path Internal
Der Weg nach innen
Hermann Hesse (1877-1962)
Der Weg nach innen
Wer den Weg nach innen fand,
Wer in glühndem Sichversenken
Je der Weisheit Kern geahnt,
Daß sein Sinn sich Gott und Welt
Nur als Bild und Gleichnis wähle:
Ihm wird jedes Tun und Denken
Zwiegespräch mit seiner eignen Seele,
Welche Welt und Gott enthält.
The Path Internal
When we find our path internal,
sink in glowing self-surrender,
half-aware of wisdom’s kernel,
God and world are apprehended
freely as mere form and show:
all our thoughts and actions go
to our soul, enquiring, telling;
world and God are there, indwelling.
Translation: Copyright © Timothy Adès
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