The Weary Wanderer

Wo wird einst

Heinrich Heine (1797-1856)

Wo wird einst
Wo wird einst des Wandermüden Letzte Ruhestätte sein? Unter Palmen in dem Süden? Unter Linden an dem Rhein? Werd ich wo in einer Wüste Eingescharrt von fremder Hand? Oder ruh ich an der Küste Eines Meeres in dem Sand. Immerhin wird mich umgeben Gotteshimmel, dort wie hier, Und als Totenlampen schweben Nachts die Sterne über mir.
The Weary Wanderer
Where is the weary wanderer's Last resting-place to be? Under a tall palm southward? By the Rhine, a linden-tree? Shall I lie out in a desert, Interred by a foreign hand? Or shall I rest on a sea-coast In a golden grave of sand? No matter! for God's own heaven Shall shelter me overhead; Stars gliding high in the night-time Shall be lamps to light the dead.

Translation: Copyright © Timothy Adès

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Lovely limbs

Die Schönen

Heinrich Heine (1797-1856)

Die Schönen
Diese schönen Gliedermassen Kolossaler Weiblichkeit Sind jetzt, ohne Widerstreit, Meinen Wünschen überlassen. Wär ich, leidenschaftentzügelt, Eigenkräftig ihr genaht, Ich bereute solche Tat! Ja, sie hätte mich geprügelt. Welcher Busen, Hals und Kehle ! (Höher seh ich nicht genau) Eh ich ihr mich anvertrau, Gott empfehl ich meine Seele.
Lovely limbs
Lovely limbs of massive scale, This colossal pulchritude Unresisting, female, Now is to my whim subdued. If I had, with lust unbated, Made a wilful overture, That would soon have been regretted - She’d have given me what for. Nape and throat and glorious bust… (Higher up, I cannot see.) Before I place in her my trust, Lord, I commend my soul to thee.

Translation: Copyright © Timothy Adès

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Where to now?

Jetzt wohin?

Heinrich Heine (1797-1856)

Jetzt wohin?
Jetzt wohin? Der dumme Fuss Will mich gern nach Deutschland tragen; Doch es schüttelt klug das Haupt Mein Verstand und scheint zu sagen: Zwar beendigt ist der Krieg, Doch die Kriegsgerichte blieben, und es heisst, du habest einst viel Erschiessliches geschrieben. Das ist wahr, unangenehm Wär mir das Erschossenwerden; Bin kein Held, es fehlen mir Die pathetischen Gebärden. Gern würd ich nach England gehn, Wären dort nicht Kohlendämpfe Und Engländer — schon ihr Duft Gibt Erbrechen mir und Krämpfe. Manchmal kommt mir in den Sinn Nach Amerika zu segeln, Nach dem grossen Freiheitstall, Der bewohnt von Gleichheitsflegeln — Doch es ängstet mich ein Land, Wo die Menschen Tabak käuen, Wo sie ohne König kegeln, Wo sie ohne Spucknapf speien. Russland, dieses schöne Reich, Würde mir vielleicht behagen, Doch im Winter könnte ich Dort die Knute nicht ertragen. Traurig schau ich in die Höh, Wo viel tausend Sterne nicken — Aber meinen eignen Stern Kann ich nirgends dort erblicken. Hat im güldnen Labyrinth Sich vielleicht verirrt am Himmel, Wie ich selber mich verirrt In dem irdischen Getümmel.
Where to now?
Where to now? My silly foot Hauls to Germany away; But my reason, more astute, Shakes its head and seems to say: Though the war is at an end, Military courts are not, And you wrote, I understand, Things for which you could be shot. Being shot? I’d take no joy, No, it doesn’t tempt at all. I’m no hero, can’t deploy All those gestures tragical. England, yes — but all that coal, Raising all that steam and damp: And the English! Just their smell Makes me vomit, gives me cramp. Often I’ve a mind to sail To the country of the Yanks, Home of freedom’s cattle–stall For egalitarian punks: But a land is frightening Where tobacco ‘quids’ are chewed, Skittles played without a king, Spittle in no basin spewed. Russia! There’s a splendid realm, Quite agreeable, no doubt — Then again, in winter–time, I could not abide the knout. Mournfully I scan the sky: Twinkling stars uncountable! Nowhere to be seen is my Private star, my personal. In that golden maze I fear Overhead it’s gone astray: In the earthly tumult here I myself have lost my way.
Published 2010 in Acumen

Translation: Copyright © Timothy Adès

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Angels

Die Engel

Heinrich Heine (1797-1856)

Die Engel
Freilich, ein ungläubger Thomas, glaub ich an den Himmel nicht, den die Kirchenlehre Romas und Jerusalems verspricht. Doch die Existenz der Engel, die bezweifelte ich nie; lichtgeschöpfe sondern Mängel, hier auf Erden wandern sie. Nur, genädge Frau, die Flügel sprech ich jenen Wesen ab; Engel gibt es ohne Flügel, wie ich selbst gesehen hab. Lieblich mit den weissen Händen, lieblich mit den schönen Blick schützen sie den Menschen, wenden von ihm ab das Missgeschick. Ihre Huld und ihre Gnaden trösten jeden, doch zumeist ihn, der doppelt qualbeladen, ihn, den man der Dichter heisst.
Angels
Now I don’t believe in heaven, I’m really a Doubting Thomas, though religion says we are given both Rome’s and Jerusalem’s promise. But on whether angels are real I’ve never had any doubt; they are creatures of light, ideal: here on earth they are roaming about. I merely maintain they are wingless, dear lady, these entities: I know there are wingless angels, I’ve seen them with my own eyes. By their lovable soft sweet hands and their lovable tender glance, we mortals are rescued and ransomed, protected from all mischance. They console us with their mercies, their grace to us all is extended: but most to the doubly tormented, the poet, the writer of verses.
Published in the Morning Star, 12 July 2007

Translation: Copyright © Timothy Adès

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Dream of the fir-tree

Ein Fichtenbaum steht einsam

Heinrich Heine (1797-1856)

Ein Fichtenbaum steht einsam
Ein Fichtenbaum steht einsam Im Norden auf kahler Höh’. Ihn schläfert; mit weisser Decke Umhüllen ihn Eis und Schnee. Er träumt von einer Palme, Die fern im Morgenland Einsam und schweigend trauert Auf brennender Felsenwand.
Dream of the fir-tree
A fir-tree stands in northern lands Alone on barren height. Fitful his slumber; snow and ice Wrap him in coat of white. His dream is of a palm-tree In distant lands of morning, Silent, alone, and grieving, Where headlong cliffs are burning.

Translation: Copyright © Timothy Adès

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Young lady at the seaside

Das Fräulein stand am Meere

Heinrich Heine (1797-1856)

Das Fräulein stand am Meere
Das Fräulein stand am Meere, es seufzte lang und bang; es rührte sie so sehre der Sonnenuntergang. Mein Fräulein, sei’n Sie munter, es ist ein altes Stück: hier vorne geht sie unter, und kehrt von hinten zurück!
Young lady at the seaside
Young lady at the seaside, A poor unhappy one, In sorrow and ennui sighed To see the setting sun. This is an old, old story. Young lady, dry your eyes! The sun that sets before ye, Behind your back shall rise!

Translation: Copyright © Timothy Adès

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Nightsong

Nachtlied

Heinrich Heine (1797-1856)

Nachtlied
Nacht liegt auf den fremden Wegen, Krankes Herz und müde Glieder Ach, da fließt, wie stiller Segen, Süßer Mond, dein Licht hernieder. Süßer Mond, mit deinen Strahlen Scheuchest du das nächtge Grauen; Es zerrinnen meine Qualen, Und die Augen übertauen.
Nightsong
Night lies low on lanes unknown, Weary limbs and ailing heart. Ah, sweet moon! Send down your light Like a silent benison. Ah, sweet moon! You put to flight All the terrors of the night; All my anguish disappears, And my eyes are full of tears.

Translation: Copyright © Timothy Adès

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The letter you have sent me

Der Brief, den du geschrieben

Heinrich Heine (1797-1856)

Der Brief, den du geschrieben
Der Brief, den du geschrieben, er macht mich gar nicht bang. Du willst mich nicht mehr lieben, aber dein Brief ist lang. Zwölf Seiten, eng und zierlich! Ein kleines Manuskript! Man schreibt nicht so ausführlich, wenn man den Abschied gibt.
The letter you have sent me
The letter you have sent me: you want our love to end. It doesn’t discontent me: just look how much you’ve penned! Twelve pages, tight and tender! A little manuscript! A love-must-end unfriender is normally tight-lipped.

Translation: Copyright © Timothy Adès

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The Boy on the Moor

Der Knabe im Moor

Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848)

Der Knabe im Moor
O schaurig ist's übers Moor zu gehn, Wenn es wimmelt vom Heiderauche, Sich wie Phantome die Dünste drehn Und die Ranke häkelt am Strauche, Unter jedem Tritte ein Quellchen springt, Wenn aus der Spalte es zischt und singt! – O schaurig ist's übers Moor zu gehn, Wenn das Röhricht knistert im Hauche! Fest hält die Fibel das zitternde Kind Und rennt, als ob man es jage; Hohl über die Fläche sauset der Wind – Was raschelt drüben am Hage? Das ist der gespenstische Gräberknecht, Der dem Meister die besten Torfe verzecht; Hu, hu, es bricht wie ein irres Rind! Hinducket das Knäblein zage. Vom Ufer starret Gestumpf hervor, Unheimlich nicket die Föhre, Der Knabe rennt, gespannt das Ohr, Durch Riesenhalme wie Speere; Und wie es rieselt und knittert darin! Das ist die unselige Spinnerin, Das ist die gebannte Spinnenlenor', Die den Haspel dreht im Geröhre! Voran, voran! Nur immer im Lauf, Voran, als woll es ihn holen! Vor seinem Fuße brodelt es auf, Es pfeift ihm unter den Sohlen, Wie eine gespenstige Melodei; Das ist der Geigemann ungetreu, Das ist der diebische Fiedler Knauf, Der den Hochzeitheller gestohlen! Da birst das Moor, ein Seufzer geht Hervor aus der klaffenden Höhle; Weh, weh, da ruft die verdammte Margret: „Ho, ho, meine arme Seele!“ Der Knabe springt wie ein wundes Reh; Wär nicht Schutzengel in seiner Näh, Seine bleichenden Knöchelchen fände spät Ein Gräber im Moorgeschwele. Da mählich gründet der Boden sich, Und drüben, neben der Weide, Die Lampe flimmert so heimatlich, Der Knabe steht an der Scheide. Tief atmet er auf, zum Moor zurück Noch immer wirft er den scheuen Blick: Ja, im Geröhre war's fürchterlich, O schaurig war's in der Heide.
The Boy on the Moor
O frightful to cross is the bog on the heath When it’s foul with the moorland’s breathing, The mists are swirling like spectres of death And the tendrils of thickets come creeping, When at every footstep a rivulet springs As out of the fissure it surges and sings And the reeds in the gusts are creaking! He is clutching his schoolbook, the shuddering child, As if hunted down, he is hustling. The wind on the plain whistles hollow and wild! What is that in the hedgerows rustling? O that is the spadesman ghastly-grey Who drinks the master’s fine peat away: And it sounds like a furious bull’s rampage To the cowering, terrified stripling. The boy is running, he pricks up his ears! Stumps loom at the fringe, decaying; He is deep among rushes tall as spears, The pine-tree is eerily swaying. There’s trickling and crackling, loud to hear, And the lass who must spin, the poor Lenore, Bewitched and hapless for evermore, Her bobbin in the reeds rotating! Onward, onward he races and runs, As if it is coming to catch him! At the fall of his foot it bubbles and brims, Beneath his soles it is whistling. It is like the sound of a song of death: It is Knauf, the fiddler of broken faith, It is he who stole it, the faithless thief, Stole the penny away from the wedding. The bog gives way and the ground has burst With horrible groaning asunder! Wail woe, wail woe, ‘tis Mad Meg the Accursed, Crying out, ‘My poor soul, you shall founder!’ The boy leaps up like a wounded deer: If his guardian angel were not near, His bleaching bones in the mouldering mire The spadesman at last would encounter. But slowly now by the willow tree The ground begins to harden. The lamplight twinkles so cosily, And the boy stands safe on the margin. He is breathing deep, it no longer appals, Yet his glance on the moorland backward falls: O how frightful it was, with dread he recalls, The heath and its quaking midden!

Translation: Copyright © Timothy Adès

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Words in the Wood

Waldesgespräch

Waldesgespräch
Es ist schon spät, es ist schon kalt, Was reit’st du einsam durch den Wald? Der Wald ist lang, du bist allein, Du schöne Braut! Ich führ’ dich heim! „Groß ist der Männer Trug und List, Vor Schmerz mein Herz gebrochen ist, Wohl irrt das Waldhorn her und hin, O flieh! Du weißt nicht, wer ich bin.“ So reich geschmückt ist Roß und Weib, So wunderschön der junge Leib, Jetzt kenn’ ich dich—Gott steh’ mir bei! Du bist die Hexe Loreley. „Du kennst mich wohl—von hohem Stein Schaut still mein Schloß tief in den Rhein. Es ist schon spät, es ist schon kalt, Kommst nimmermehr aus diesem Wald!“
Words in the Wood
‘The hour is late, the glow is gone, And through the wood you ride alone. No friend at hand, the wood is wide, I’ll bring you home, you lovely bride.’ ‘Men have such cunning to deceive. They broke my heart, I burn, I grieve. The wood-horn’s echoes come and go. Flee! I am one you do not know.’ ‘Both horse and lady richly dight, Fair form of youth, a noble sight. I know you now – pray God be nigh! You are the demon Lorelei!’ ‘You know me well! That hall is mine, That waits and broods above the Rhine. The hour is late, the glow is gone, Here you shall stay, my thrall, my own!’

Translation: Copyright © Timothy Adès