Smell of Autumn

Herbstgeruch

Hermann Hesse (1877-1962)

Herbstgeruch
Wieder hat ein Sommer uns verlassen, Starb dahin in einem Spätgewitter. Regen rauscht geduldig, und im nassen Walde duftet es so bang und bitter. Herbstzeitlose starrt im Grase bläßlich Und der Pilze wucherndes Gedränge. Unser Tal, noch gestern unermeßlich Weit und licht, verhüllt sich und wird enge. Enge wird und duftet bang und bitter Diese Welt, dem Lichte abgewendet. Rüsten wir uns auf das Spätgewitter, Das des Lebens Sommertraum beendet!
Smell of Autumn
Summer’s left us once again, In a late storm died away. Woods are damp with steady rain Sad and bitter tang today. Autumn crocus lurking bare, Mushrooms multiplying fast. Dale that was so wide, so clear Is constrained and overcast. World has turned away from light, Sad and bitter and constrained. We’ve our own late storms to fight: Lifetime’s summer-dream must end!

Translation: Copyright © Timothy Adès

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The butterfly

Der Schmetterling

Hermann Hesse (1877-1962)

Der Schmetterling
Mir war ein Weh geschehen, Und da ich durch die Felder ging, Da sah ich einen Schmetterling, Der war so weiß und dunkelrot, Im blauen Winde wehen. O du! In Kinderzeiten, Da noch die Welt so morgenklar Und noch so nah der Himmel war, Da sah ich dich zum letztenmal Die schönen Flügel breiten. Du farbig weiches Wehen, Das mir vom Paradiese kam, Wie fremd muß ich und voller Scham Vor deinem tiefen Gottesglanz Mit spröden Augen stehen! Feldeinwärts ward getrieben Der weiß' und rote Schmetterling, Und da ich träumend weiterging, War mir vom Paradiese her Ein stiller Glanz geblieben.
The butterfly
I suffered some bad tiding. I saw, in fields as I passed by, A white and scarlet butterfly On gentle winds go riding. A child, I saw extended, Long since, when heaven yet was near, When all the world was morning-clear, O you! your pinions splendid. You, soft, bright-hued and airy, You came to me from paradise. Estranged, ashamed, before you And all your godlike glory I have to stand with downcast eyes. Into the field was driven The white and scarlet butterfly, And as I wandered musing by, I knew that I was given A soundless glimpse of heaven.

Translation: Copyright © Timothy Adès

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All the world’s books

Alle Bücher dieser Welt

Hermann Hesse (1877-1962)

Alle Bücher dieser Welt
Alle Bücher dieser Welt Bringen dir kein Glück Doch sie weisen dich geheim In dich selbst zurück. Dort ist alles was du brauchst Sonne Stern und Mond Denn das Licht danach du frugst In dir selber wohnt Weisheit die du lang gesucht In den Bücherreihen Leuchtet jetzt aus jedem Blatt Denn nun ist sie dein.
All the world’s books
All the world’s books no joy will bring you, sending you back deep down within you. There’s what you need: Sun, stars and moon, light you required, in you, your own. Wisdom you craved sits on the shelf, now from each page shines for yourself.

Translation: Copyright © Timothy Adès

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Woman of Mystery

Die Geheimnisvolle

Hermann Hesse (1877-1962)

Die Geheimnisvolle
So viele Frauen, wenn sie lieben, geben Uns in der Wollust ihr Geheimnis preis, Wir pflücken es, und kennen sie fürs Leben, Denn ob die Liebe auch zu täuschen weiß, Ob auch die Wollust noch vermag zu trügen. Wo beide Eins sind, können sie nicht lügen. Du hast mit mir das Sakrament gefeiert, Und Wollust schien bei dir mit Liebe Eins, Und dennoch hast du dich mir nicht entschleiert, Du hast das bange Rätsel deines Seins Mir nie gelöst und anvertraut im Lieben, Bist immer ein Geheimnis mir geblieben. Dann bist du, plötzlich meiner müd, gegangen, Und tatest mir zum letzten Male weh. Ein Stück von mir blieb noch bei dir gefangen, Und wenn ich fern dich Schlanke gehen seh, Kann ich die fremde schöne Frau begehren, Als ob wir nie ein Paar gewesen wären.
Woman of Mystery
So many women, when they love, surrender Their mystery, their secret, in their ardour. We take it, they are known to us for ever. Love on its own is sometimes a deceiver, Lust on its own may turn to treachery. When they are joined in one, they cannot lie. You took with me the sacramental blessing: I thought that love and lust in you were one. Yet you were ever veiled to me, unshown: Unsolved, the sorry riddle of your being. You never gave your confidence to me In love; you still remained a mystery. Then suddenly you tired of me and left me, Hurt me for one last time, you were inhuman. A part of me remained with you, still captive; And when I see your slender form afar, I can desire the lovely unknown woman As if we two had never been a pair.

Translation: Copyright © Timothy Adès

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In dubiis

In dubiis

Hermann Hesse (1877-1962)

In dubiis
I Es dringt kein Laut bis her zu mir von der Nationen wildem Streite, ich stehe ja auf keiner Seite; denn Recht ist weder dort noch hier. Und weil ich nie Horaz vergaß bleib gut ich aller Welt und halte mich unverbrüchlich an die alte aurea mediocritas. II Der erscheint mir als der Größte, der zu keiner Fahne schwört, und, weil er vom Teil sich löste, nun der ganzen Welt gehört. Ist sein Heim die Welt; es misst ihm doch nicht klein der Heimat Hort; denn das Vaterland, es ist ihm dann sein Haus im Heimatsort.
In dubiis
I No sound till now assails my ear Of nations who in strife collide; I do not stand on either side; Justice is neither there nor here. Mindful of Q. Horatius, I’m friends with all the world, and hold Irrevocably to the old Aurea Mediocritas. II He stands out as most great-hearted, Loyal to no flag unfurled, Who, from one small fragment parted, Now belongs to all the world. If his home’s the world, his homeland Measures to no little space: For his fatherland’s his cottage, In his own familiar place.

Translation: Copyright © Timothy Adès

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An Old Tibetan Carpet

Ein alter Tibetteppich

Else Lasker-Schüler (1876-1945)

Ein alter Tibetteppich
Deine Seele, die die meine liebet Ist verwirkt mit ihr im Teppichtibet Strahl in Strahl, verliebte Farben, Sterne, die sich himmellang umwarben. Unsere Füsse ruhen auf der Kostbarkeit Maschentausendabertausendweit. Süsser Lamasohn auf Moschuspflanzentron Wie lange küsst dein Mund den meinen wohl Und Wang die Wange buntgeknüpfte Zeiten schon.
An Old Tibetan Carpet
Your soul, and mine, its lover: Weft of our carpet of Tibet, Love’s radiant hues, traced over, Two heart-struck stars in heaven’s net. Luxuriously our feet repose On love-knots meshed in myriad rows. Sweet Lama son’s musk-mallow throne! Long, long your lips have kissed my own, Cheek to bright cheek still cleaving, woven close.

Translation: Copyright © Timothy Adès

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Lovesong

Liebeslied

Else Lasker-Schüler (1876-1945)

Liebeslied
Komm zu mir in der Nacht - wir schlafen engverschlungen. Müde bin ich sehr, vom Wachen einsam. Ein fremder Vogel hat in dunkler Frühe schon gesungen, Als noch mein Traum mit sich und mir gerungen. Es öffnen Blumen sich vor allen Quellen Und färben sich mit deiner Augen Immortellen ..... Komm zu mir in der Nacht auf Siebensternenschuhen Und Liebe eingehüllt spät in mein Zelt. Es steigen Monde aus verstaubten Himmelstruhen. Wir wollen wie zwei seltene Tiere liebesruhen Im hohen Rohre hinter dieser Welt.
Lovesong
Come to me in the night – we’ll sleep, twined close, held hard. I’m all alone, awake, so very tired. Long before dawn, the song of some strange bird: With me, and with itself, my dream still sparred. Flowers are blossoming where waters spring, Your eyes lend immortelles their colouring… Come to me in the night, be shod with seven stars, Be swathed in love, come late into my tent. Moons climb aloft from heaven’s dusty coffers. Like two rare beasts we’ll sleep the sleep of lovers In the high pass behind the firmament.

Translation: Copyright © Timothy Adès

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Come Give Me Your Hand

Komm, gib mir die Hand ...

Albert Sergel (1876-1946)

Komm, gib mir die Hand ...
Komm, gib mir die Hand, auf blühenden Wegen gehn wir dem Glück entgegen, wie Kinder im Märchenland. Weiter, immer weiter ... Bis über uns die Sterne stehn, bis der Abendwind uns einholt über die Heide und Märchenschleier uns umwehn von zarter dunkler Seide...
Come Give Me Your Hand
Come give me your hand we’ll walk through flowers to happier hours like children in fairyland further and further till stars are aloft and the dusk-wind hales us over the heather through fairy veils dark, silken and soft.

Translation: Copyright © Timothy Adès

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My Blue Piano

Mein blaues Klavier

Else Lasker-Schüler (1876-1945)

Mein blaues Klavier
Ich habe zu Hause ein blaues Klavier Und kenne doch keine Note. Es steht im Dunkel der Kellertür, Seitdem die Welt verrohte. Es spielten Sternenhände vier -Die Mondfrau sang im Boote- Nun tanzen die Ratten im Geklirr. Zerbrochen ist die Klaviatür….. Ich beweine die blaue Tote. Ach liebe Engel öffnet mir – Ich aß vom bitteren Brote – Mir lebend schon die Himmelstür – Auch wider dem Verbote.
My Blue Piano
I have a blue piano in my house But not one note can I play. It stands, in a world gone barbarous, In the cellar’s dark doorway. Four star-hands played it in harmony, Sister Moon sang in her boat. The rats dance now, discordantly. Wrecked is the keyboard, scattered the keys… My blue dead piano, rest in peace. Angels – How bitter, the bread I ate! – Be good to me, welcome me Still living, to heaven’s gate, Not heeding the law’s decree.

Translation: Copyright © Timothy Adès

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In the Beginning

Im Anfang [The last poem in ‚Styx‘]

Else Lasker-Schüler (1876-1945)

Im Anfang [The last poem in ‚Styx‘]
Hing an einer goldenen Lenzwolke, Als die Welt noch Kind war Und Gott noch junger Vater war. Schaukelte, hei! Auf dem Ätherei, Und meine Wollhärchen flatterten Ringelrei. Neckte den wackelnden Mondgroßpapa, Naschte Goldstaub der Sonnenmama, In den Himmel sperrte ich Satan ein Und Gott in die rauchende Hölle. Die drohten mit ihrem größten Finger Und haben "klummbumm! klummbumm!" gemacht Und es sausten die Peitschenwinde. Doch Gott hat nachher zwei Donner gelacht Mit dem Teufel über meine Todsünde. Würde zehntausend Erdglück geben Noch einmal so gottgeboren zu leben, So gottgeborgen, so offenbar. Ja, ja Als ich noch Gottes Schlingel war.
In the Beginning
I hung from the spring’s gold cloud When the world was still a child And God still a young Papa. Seesawing, hey! On the ether-way, My woolly locks weaving a roundelay. Taunted the tottering Grandpa Moon, Gleaned the glitter of Old Ma Sun, Locked up Satan in Heaven above And God in the stink of Hell. They wagged a big threatening finger And went ‘fo fum! fo fum!’ And there was a whoosh of the whiplash winds. But next God chuckled two thunderclaps With Satan over my mortal sins. Ten thousand joys of Earth I’d give, If born of God again I could live, Openly saved and coddled of God Yes yes When I was still God’s larrikin lad.

Translation: Copyright © Timothy Adès

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