Fog

Im Nebel

Hermann Hesse (1877-1962)

Im Nebel
Seltsam, im Nebel zu wandern! Einsam ist jeder Busch und Stein, Kein Baum sieht den andern, Jeder ist allein. Voll von Freunden war mir die Welt, Als noch mein Leben licht war; Nun, da der Nebel fällt, Ist keiner mehr sichtbar. Wahrlich, keiner ist weise, Der nicht das Dunkel kennt, Das unentrinnbar und leise Von allen ihn trennt. Seltsam, im Nebel zu wandern! Leben ist Einsamsein. Kein Mensch kennt den andern, Jeder ist allein.
Fog
Strange in fog to wander Lonely shrub and stone No tree sees another Each one on its own. My world brimmed with friends When my life was light; Now the fog descends No-one is in sight. Truly none is wise Who knows not the shade Soft and sure it hides Each alone waylaid. Strange in fog to wander We live life alone No-one knows another Each one on our own.

Translation: Copyright © Timothy Adès

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Herman Hesse reading Im Nebel https://www.youtube.com/watch?v=J2bxL24UsjA

October

Oktober

Hermann Hesse (1877-1962)

Oktober
In ihrem schönsten Kleide Stehen alle Bäume gelb und rot, Sie sterben einen leichten Tod, Sie wissen nichts vom Leide. Herbst, kühle mir das heiße Herz, Daß es gelinder schlage und still durch goldene Tage Hinüberspiele winterwärts.
October
All dressed in red and yellow Resplendent stand the trees: They die their death with ease, Not knowing pain and sorrow. Autumn, cool my hot heart To make it run less bold, And glad through days of gold On winter’s path depart.

Translation: Copyright © Timothy Adès

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November

November

Hermann Hesse (1877-1962)

November
Alles will sich nun verhüllen und entfärben Nebeltage brüten Angst und Sorgen Nach der Nacht voll Sturm klirrt Eis am Morgen Abschied weint, die Welt ist voll von Sterben. Sterben lern auch du und dich ergeben Sterbenkönnen ist ein heiliges Wissen Sei bereit zum Tod- und hingerissen Wirst du eingehen zu erhöhtem Leben. Jutta
November
All is closing, losing colour. Days of fog bring fear and worry, Stormy night, sharp ice tomorrow, Dying world, take leave in sorrow. Learn to die, to be surrendered. How to die is hallowed knowledge. Be prepared: when life is ended, Know that heightened life is entered.

Translation: Copyright © Timothy Adès

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I am the Stag

Ich bin der Hirsch

Hermann Hesse (1877-1962)

Ich bin der Hirsch
Ich bin der Hirsch und du das Reh, Der Vogel du und ich der Baum, Die Sonne du und ich der Schnee, Du bist der Tag und ich der Traum. Nachts aus meinem schlafenden Mund Fliegt ein Goldvogel zu dir, Hell ist seine Stimme, sein Flügel bunt, Der singt dir das Lied von der Liebe, Der singt dir das Lied von mir.
I am the Stag
I am the stag and you the doe, You are the bird and I the tree, You are the sun and I the snow, The day is you, the dream is me. Out of my sleeping lips at night There flies to you a bird of gold, Its voice is clear, its wing is bright, It sings to you the song of love, And in the song, my love is told.

Translation: Copyright © Timothy Adès

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To my Mother

Meiner Mutter

Hermann Hesse (1877-1962)

Meiner Mutter
Ich hatte dir so viel zu sagen, ich war zu lang in fremdem Land, und doch warst du in all den Tagen die, die am besten mich verstand. Nun, da ich meine erste Gabe, die ich dir lange zugedacht, in zagen Kinderhänden habe, hast du die Augen zugemacht, doch darf ich fühlen, wie beim Lesen mein Schmerz sich wunderlich vergißt, weil du unsäglich gütig Wesen mit tausend Fäden um mich bist.
To my Mother
I had so much to tell you, I was too long abroad, And it was ever you, by whom I was best understood. And now my gift, my earliest, So long for you proposed, Is in my shy and childish hands; But now your eyes are closed. Yet amazed I feel my sorrow Abate, as your own son reads: By a kindlier soul than I ever can tell, I’m swathed in your thousand threads.

Translation: Copyright © Timothy Adès

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Somewhere

Irgendwo

Hermann Hesse (1877-1962)

Irgendwo
Durch des Lebens Wüste irr ich glühend Und erstöhne unter meiner Last, Aber irgendwo vergessen fast, Weiß ich schattige Gärten kühl und błühend Aber irgendwo in Traumesferne Weiß ich warten eine Ruhestatt, Wo die Seele wieder Heimat hat, Weiß ich Schlummer warten, Nacht und Sterne.
Somewhere
I stray in deserts thirsting, I groan beneath my load, but somewhere half-forgotten cool gardens bloom in shade. But somewhere far in dreamland I know there waits a haven, the soul regains its homeland, slumber and starlit heaven.

Translation: Copyright © Timothy Adès

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All things pass

Vergänglichkeit

Hermann Hesse (1877-1962)

Vergänglichkeit
Vom Baum des Lebens fällt Mir Blatt um Blatt, O taumelbunte Welt, Wie machst du satt, Wie machst du satt und müd, Wie machst du trunken! Was heut noch glüht, Ist bald versunken. Bald klirrt der Wind Über mein braunes Grab, Über das kleine Kind Beugt sich die Mutter herab. Ihre Augen will ich wiedersehn, Ihr Blick ist mein Stern, Alles andre mag gehn und verwehn, Alles stirbt, alles stirbt gern. Nur die ewige Mutter bleibt, Von der wir kamen, Ihr spielender Finger schreibt In die flüchtige Luft unsre Namen.
All things pass
From life’s tree The leaves fall About me. Giddy bright ball Sates and tires, Makes us drunken. Today’s fires Are soon sunken. Over my grave The wind shall blow Over a babe A mother bends low. Show me her eyes: Her gaze is my star, Though all else dies, Founders afar. Eternal the mother From whom we came, On wind and weather Scribing our name.

Translation: Copyright © Timothy Adès

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Going to Sleep

Beim Schlafengehen

Hermann Hesse (1877-1962)

Beim Schlafengehen
Nun der Tag mich müd gemacht, Soll mein sehnliches Verlangen Freundlich die gestirnte Nacht Wie ein müdes Kind empfangen. Hände, laßt von allem Tun Stirn, vergiß du alles Denken, Alle meine Sinne nun Wollen sich in Schlummer senken. Und die Seele unbewacht Will in freien Flügen schweben, Um im Zauberkreis der Nacht Tief und tausendfach zu leben.
Going to Sleep
Now the day has wearied me, Starry night, be mild: Hold my fevers, bear with me, Like a weary child. Hands, desist from every deed Brow, forget all thinking, Into slumber atrophied Senses all go sinking. And my soul unwatched shall sleep, Soaring free in flight, Live a thousand lives in deep Magic worlds of night.

Translation: Copyright © Timothy Adès

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Smell of Autumn

Herbstgeruch

Hermann Hesse (1877-1962)

Herbstgeruch
Wieder hat ein Sommer uns verlassen, Starb dahin in einem Spätgewitter. Regen rauscht geduldig, und im nassen Walde duftet es so bang und bitter. Herbstzeitlose starrt im Grase bläßlich Und der Pilze wucherndes Gedränge. Unser Tal, noch gestern unermeßlich Weit und licht, verhüllt sich und wird enge. Enge wird und duftet bang und bitter Diese Welt, dem Lichte abgewendet. Rüsten wir uns auf das Spätgewitter, Das des Lebens Sommertraum beendet!
Smell of Autumn
Summer’s left us once again, In a late storm died away. Woods are damp with steady rain Sad and bitter tang today. Autumn crocus lurking bare, Mushrooms multiplying fast. Dale that was so wide, so clear Is constrained and overcast. World has turned away from light, Sad and bitter and constrained. We’ve our own late storms to fight: Lifetime’s summer-dream must end!

Translation: Copyright © Timothy Adès

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The butterfly

Der Schmetterling

Hermann Hesse (1877-1962)

Der Schmetterling
Mir war ein Weh geschehen, Und da ich durch die Felder ging, Da sah ich einen Schmetterling, Der war so weiß und dunkelrot, Im blauen Winde wehen. O du! In Kinderzeiten, Da noch die Welt so morgenklar Und noch so nah der Himmel war, Da sah ich dich zum letztenmal Die schönen Flügel breiten. Du farbig weiches Wehen, Das mir vom Paradiese kam, Wie fremd muß ich und voller Scham Vor deinem tiefen Gottesglanz Mit spröden Augen stehen! Feldeinwärts ward getrieben Der weiß' und rote Schmetterling, Und da ich träumend weiterging, War mir vom Paradiese her Ein stiller Glanz geblieben.
The butterfly
I suffered some bad tiding. I saw, in fields as I passed by, A white and scarlet butterfly On gentle winds go riding. A child, I saw extended, Long since, when heaven yet was near, When all the world was morning-clear, O you! your pinions splendid. You, soft, bright-hued and airy, You came to me from paradise. Estranged, ashamed, before you And all your godlike glory I have to stand with downcast eyes. Into the field was driven The white and scarlet butterfly, And as I wandered musing by, I knew that I was given A soundless glimpse of heaven.

Translation: Copyright © Timothy Adès

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