Vorfrühling
Hugo von Hofmannsthal (1874-1929)
Vorfrühling
Es läuft der Frühlingswind
Durch kahle Alleen,
seltsame Dinge sind
In seinem Wehn.
Er hat sich gewiegt,
Wo Weinen war,
Und hat sich geschmiegt
In zerrüttetes Haar.
Er schüttelte nieder
Akazienblüten
Und kühlte die Glieder,
Die atmend glühten.
Lippen im Lachen
Hat er berührt,
Die weichen und wachen
Fluren durchspürt.
Er glitt durch die Flöte
Als schluchzender Schrei,
An dämmernder Röte
flog er vorbei.
Er flog mit Schweigen
Durch flüsternde Zimmer
Und löschte im Neigen
Der Ampel Schimmer.
Es läuft der Frühlingswind
Durch kahle Alleen,
Seltsame Dinge sind
In seinem Wehn.
Durch die glatten
Kahlen Alleen
Treibt sein Wehn
Blasse Schatten.
Und den Duft,
Den er gebracht,
Von wo er gekommen
Seit gestern nacht.Early Spring
The wind of spring
Runs barren ways:
Rare burdening
The wind conveys.
Where tears are shed,
Himself he lulls
And makes his bed
In unkempt curls.
He sprinkles low
Acacia blooms
And cools the glow
Of gasping limbs.
Lips in laughter
He gently feels,
Scouring softer
The lively fields.
In flutes he slips
A sobbing cry:
Dawn has pink tips
As he flies by.
Silent he ranges
As rooms murmur,
Stoops and expunges
Vases’ glimmer.
The wind of spring
Runs barren ways:
Rare burdening
The wind conveys.
Along the bald
Bare avenues
Shadows, pallid,
Drifting, he blows.
And perfume
Floods his flight
Whence he came
Last night.Translation: Copyright © Timothy Adès